Ortsbürgermeisterin Anke Klein und der Vorsitzende der Waldinteressentenschaft Seelbach, Burkhard Schäck, schwärmten bei der königlichen Audienz von den enormen Reichtümern des Dorfes. | Foto: Yvette Schäck

Ortsbürgermeisterin Anke Klein und der Vorsitzende der Waldinteressentenschaft Seelbach,
Burkhard Schäck, schwärmten bei der königlichen Audienz von den enormen Reichtümern des Dorfes.
Foto: Yvette Schäck

Heimatvariété saalü:
seelbach glitzerte royal

 

„Ausverkauft“ war wochenlang überall zu lesen: Großer Andrang herrschte bei der SAALÜ- Veranstaltung in Seelbach, die nach 2002 und 2005 zum 3. Mal im Roten Haus stattfand. Viele Mitwirkende aus der Ortsgemeinde zeigten den Royals des Kultursommers Rheinland-Pfalz die Besonderheiten des Dorflebens. Und sie hatten einiges zu bieten!

Am Sonntag, den 14. Januar 2024 war es soweit. Die im November wegen Erkrankung der Hauptdarstellerin ausgefallene Vorstellung von SAALÜ wurde im ausverkauften Roten Haus nachgeholt.

Im historischen Gastraum und im großen Saal fand alles Platz. Von Tischen und Bänken über Licht- und Tontechnik (Heiko Klein), Mischpult, Riesenbildschirm (Leihgabe Michael Müller, Oberwambach) bis hin zu zwei Raumluftentkeimungsgeräten, die den knapp hundert Gästen eine viren- und bakterienarme Luft garantierten – an alles war gedacht, auch an die Unterbringung und Verpflegung von Technikern, Künstlern und Helfern während des Wochenendes. Hermann Nick, Vorsitzender des Kulturvereins Rotes Haus, und Ortsbürgermeisterin Anke Klein begrüßten die Gäste und dankten den Sponsoren der Veranstaltung, der Westenergie AG, dem Sohnius Frischdienst und der Kulturförderung der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld für ihre großzügigen Unterstützungen, allen Helfern sowie den zahlreichen Mitwirkenden aus dem Dorf für ihr enthusiastisches Engagement.

Im Mittelpunkt des Abends standen die Künstler Saskia Kästner (Königin Sassi), Dirk Rave (Prinz Derrick), Cécile Rose (Herzogin Zäsi), Henry Nandzik (Graf Nanzi) und einige Dorfbewohner, die sich live oder per Livestream auf die Bühne wagten. Sie alle bildeten den Hof und das Reich von Königin Sassi. Die Projektleitung des Variétés lag in den erfahrenen Händen von Martina Helffenstein, die in fünf Gesprächsterminen mit den Seelbacher Organisatoren alles mit ihrem Technikerteam
bühnenreif zusammenstellte.

Die Geschichte: Seelbach erklärte sich eigenmächtig zum unabhängigen Königreich. Keine Steuerabgaben mehr an den Kreis. Endlich die desolate K9 zwischen Flammersfeld und Seelbach in Eigenregie sanieren und die bereits 2011 begonnene Flurbereinigung zu Ende führen!

Königin Sassi zog lächelnd und winkend in den Saal ein – Frisur und Krone saßen perfekt. Flankiert von ihrer Leibgarde, den Sassi-Angels (Motorradfreunde Seelbach), wurde sie von den Zuschauern mit dem eingeübten Hofknicks und Verbeugung nach bester Etikette würdevoll empfangen.

Der erste von mehreren Videoclips, die die königliche Social Media Managerin Yvette Schäck in den letzten Monaten für die Amtsübergabe gedreht hatte, zeigte die Traktorenkapelle (Dirigat Vorsitzender der Motorradfreunde Seelbach Hardy Heynen, Heckenscheren-Solistin Ortsbürgermeisterin Anke Klein), die den einstudierten musikalischen Empfang spielte. Ein unheimliches Konzert der dritten Art!

Wilfried „Henry“ Holzapfel, assistiert von Julian Redel, Vorsitzender des Wiedbachtaler Hobby-Clubs, führte die Royals mit dem bebilderten Gedicht „Spaziergang durch die Gemeinde“ sehr ergreifend in ihr neues Reich.

Herzogin Zäsi vom KöDöGe (Königlich-Dörflicher Geheimdienst) befragte Ortsbürgermeisterin Anke Klein und Schatzmeister Burkhard Schäck, Vorsitzender der Waldinteressentenschaft Seelbach, zu den Schönheiten und Schätzen des Dorfes. Es gibt Wald, Wald und so viel Wald, der sich äußerst gewinnbringend vermarkten lässt. Die 9 ¾-jährigen Eichen hingegen würden die Seelbacher Interessenten in der Heimat zurückhalten, um den internationalen Tourismus anzukurbeln, denn die
Stämme sind aus massivem Gold und die Blätter aus Blattgold. Anke Klein wiederum schwärmte von einem Schatz, der bei den kürzlich abgeschlossenen Gleisbauarbeiten in der Ortsgemeinde unter den Schienen gefunden wurde. Es handelt sich um zwei historische Sparkästchen aus der Zeit, als die Banken das gesellige Sparen im Dorf förderten. Das eine stammt aus dem damaligen Gemischtwarenladen von Hedwig Supenkämper in Seelbach, das andere aus den Jahren, als Arthur Flemmer in seiner Hüwels Klause die Dorfkneipe in Bettgenhausen betrieb. Beide Sparkästchen waren mit DM-Scheinen und -Münzen prall gefüllt, die bisher ermittelte Summe liegt im sechsstelligen Bereich. Herzogin Zäsi vom Geheimdienst Ihrer Majestät baute in Gedanken Luftschlösser und lächelte gierig … Anschließend übergab Klein die Amtsgeschäfte an die Königin und trug ein Liebesgedicht auf Seelbach vor, das der Hofkomponist Prinz Derrick kurz darauf zur
offiziellen Dorfhymne vertonte.

Der Wiedbachtaler Hobby-Club ließ es sich nicht nehmen, den Sportplatz an der Henry-Hütte in „Königin-Sassi-Freibad“ umzubenennen und das Fußballfeld in eine Liegewiese mit Palmen und Kokosnüssen zu verwandeln. Der erste Spatenstich wurde in einer Live-Übertragung aus dem Studio
mitverfolgt.

Und dann, bevor es in die Pause ging, sangen die vier Schauspieler mit großer Begeisterung die offizielle Dorfhymne zur Musik von Waterloo, urheberrechtsfrei gestellt von Björn Ulvaeus von ABBA, während im Hintergrund eine Diashow mit Fotos der malerischen Seelbacher Landschaft das Lied
untermalte.

Der Hofkomponist vertonte mit ABBA-Musik das Liebesgedicht von Anke Klein an Seelbach. Das Publikum applaudierte begeistert. | Foto: Yvette Schäck

Der Hofkomponist vertonte mit ABBA-Musik das Liebesgedicht von Anke Klein an Seelbach. Das Publikum applaudierte begeistert.
Foto: Yvette Schäck

Per Videoschaltung wurden einige Statements aus den benachbarten Dörfern zum erreichten Herrschaftsstatus übertragen. Verbandsbürgermeister Fred Jüngerich beglückwünschte die Seelbacher zu ihrer mutigen Entscheidung, den Weg in die Monarchie zu gehen und versprach, zur Eröffnung des Königlichen Sassis-Freibades auf dem Gelände der ehemaligen Henry-Hütte einen Salto vom 10 Meter hohen Sprungturm zu vollführen. Manfred Berger, Ortsbürgermeister und Vorsitzender des Zweckverbandes Friedhof Flammersfeld, wünschte alles Gute für die zukünftigen königlichen Seebestattungen in der Wied. Bei Seifens Ortsbürgermeister Torsten Walterschen war dagegen ein leicht mahnender Unterton zu vernehmen, sollte Königin Sassi Invasionsabsichten hegen: Die Seifener stünden mit diversen Wehrbänken und Wehrschaukeln an den Ortsrandlagen der Gemarkungsgrenzen bestens gerüstet bereit und sie könnten mit der bevorstehenden Anstauung
des Holzbaches sogar die Verteidigung des eigenen Freistaates über den Seeweg an der Front zügig verstärken.

Der neu gegründete Weiberrat (Käthe Klein, Doris Klein, Fine Heynen und Erika Schäck) nahm Bewerbungen für weitere Hofämter entgegen: Verkehrsminister, Vorkoster, Leiter des Hundekotkatasters, Fahrrad-Beauftragter, Schlossgarten-Verwalter, Innenminister für Überwachung, Straßenbau-Manager usw. wurden großzügig unter den neuen Untertanen vergeben.

Doch langsam kamen Zweifel auf. Warum erkundigte sich Königin Sassi so hartnäckig nach dem Steueraufkommen in Seelbach? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Eine Sondersendung mit der königlichen Reporterin Sonja Reinhard unterbrach die Aufführung: Die Polizei fahndet nach der flüchtigen Betrügerin Saskia K. und ihrer kriminellen Bande.

Die Lage änderte sich blitzartig. „Zur Revolution!“, rief der Hofberichterstatter Michael Lüß. Die Sassi- Angels verkauften sich rasch für einen Bierkasten und revoltierten gegen ihre ehemalige Dienstherrin. Die Königin wurde verhaftet und abgeführt und Ortsbürgermeisterin Klein eroberte die Dorfschelle zurück. „Die Monarchie ist passé! Es lebe die Demokratie und die Zugehörigkeit zur Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld!“, freuten sich Seelbacher und Bettgenhäuser
gemeinsam. Aus dem Off ertönte Irmhild Kleins Stimme in Seelbacher Platt: „Ende der Geschichte“, worauf die Gangster das Nudel-Lied bei Wasser und Brot aus dem kalten Kerker anstimmten, von Pizza, Pasta und Tiramisu träumend.

Die gelungene Veranstaltung endete mit tosendem Applaus für die Künstler und Mitwirkenden aus dem Dorf, die die Aufführung mit ihren Darbietungen geadelt hatten. Das Publikum war begeistert von dem witzigen und unterhaltsamen zweistündigen Programm. Verbeugung und Hofknicks für eine glitzernde royale SAALÜ-Geschichte!

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